Birgit Loos

Des Rätsels Lösung

Tara hielt ihr Pferd am Wegesrand an. Sie ließ ihre Amazonen-Kriegerinnen langsam an sich vorbeiziehen. Eindringlich beschwor sie die Nachhut besonders aufzupassen, damit kein Überfall aus dem Hinterhalt erfolgen konnte. Ihr Blick glitt über das undurchdringliche Gewirr der Bäume und Hecken. Ihre Ohren suchten nach anderen Geräuschen, wie denen des Waldes. Nur das Singen der Vögel, das Rascheln der Mäuse im Gehölz war zu hören. Beruhigt wandte sie sich wieder um und ritt an der langen Reihe ihrer Kriegerinnen vorbei an die Spitze des Zuges.
König Vaughn hatte in höchster Not nach ihr und den Amazonen gerufen. Um was es genau ging, konnte der Bote, der mehr tot als lebendig von seinem Pferd gefallen war, ihr nicht sagen. Nur, es wäre große Eile geboten. Sowohl der König, als auch dessen Ratgeber, baten um die sofortige Hilfe von Tara und ihren Kriegerinnen.
„Es ist höchste Gefahr in Verzug, Herrin,“ keuchte der Bote, atemlos von seinem schnellen Ritt. „Die Gerüchte im Land der weißen Drachen“ überschlagen sich derzeit. Niemand weiß, etwas Genaueres. Die Angst ist überall. Ich bitte Euch, Herrin brecht unverzüglich auf.“
Tara konnte über den übereifrigen Mann nur den Kopf schütteln. Allein die Göttinnen bestimmten die Wege der Amazonen. Ihren Weisungen war bedingungslos Folge zu leisten. Deshalb würde Tara nichts überstürzen. Trotz aller Bemühungen des Boten, sie zu einem sofortigen Aufbruch zu bewegen, rief sie zunächst einmal eine Zusammenkunft der Kriegerinnen und der obersten Priesterin Nada ein. Dies musste sein, bevor Tara König Vaughn ihre Hilfe zusagen konnte. Sofort im Anschluss an die Versammlung machten sie sich auf den Weg in das Königreich der weißen Drachen. Sie lächelte. Als kleines Mädchen fragte sie die Priesterin, wieso das Land diesen Namen hatte. Sie glaubte an riesige Drachen mit weißem Panzer und hoffte entgegen jeder Vernunft eines Tages solch ein Untier mit eigenen Augen zu sehen. Von Nada erfuhr sie, das Land habe seinen Namen, weil es inmitten weißer Felsformationen lag, die das Aussehen von Drachen habe. Diese beschützten seit Generationen das Land.
Tara vernahm mit einem Mal lautes Geschrei an der Zugspitze. Mit einem leisen Zuruf brachte sie ihren edlen Hengst Arax dazu aus dem Stand los zu galoppieren.
Ein langer, schwerer Baum lag quer über dem Weg und verhinderte ein Durchkommen des Kriegszuges. Ein Zwerg – ein widerlicher, kleiner Wicht, mit bösartigem Blitzen in seinen roten Augen – stand auf dem mächtigen Stamm.
Taras Stellvertreterin Zykyma stritt sich lauthals mit dem Wicht.
„Was ist hier los?“ Tara drängte sich zwischen Zykyma und den Zwerg.
„Er sagt, wir können hier nicht durch. Dieser Zwerg weigert sich uns überhaupt in die Nähe kommen zu lassen. Er droht, jeder, der den Baum berühre, würde mit einem Zauber belegt, der ihn auf ewig in einen Unfreien verwandele.“
Der Wicht nickte bestätigend zu Zykymas Worten. Er wich keinen Millimeter zur Seite, gleichwohl Taras drohende Blicke ihm nicht Gutes verhießen. Er erwiderte ihren Blick mit einem lauten meckernden Lachen.
„Sie sagt die Wahrheit, Herrin. Niemand darf in das Land der Drachen reisen und niemand darf das Land der Drachen verlassen.“
„Wer sagt das? König Vaughn persönlich hat nach uns geschickt. Deshalb werden wir – egal was du sagst – weiterziehen. Niemand hält die Amazonen-Kriegerinnen des Elb-Gebirges auf.“
Tara zog ihr Schwert und richtete es auf die Brust des kleinen Männchens. „Geh mir aus dem Weg, du Missgeburt.“
Der Wicht verneigte sich spöttisch vor Tara. Gleich darauf war er verschwunden. Zykyma und Tara sahen sich verblüfft an. Sollte das tatsächlich das Ende dieser grotesken Episode sein? Gleich darauf hörten sie erneut das meckernde Gelächter. Aus dem Gewirr der Äste und Blätter kam ein leuchtender Zauberstab hervor. Die beiden Amazonen fuhren erschreckt zurück. War es möglich?
„Der Zauberstab der Elfenkönigin,“ flüsterte Zykyma entsetzt. „Wie in der Göttinnen Namen kommt diese Missgeburt daran.“
Der Stab bewegte sich auf die beiden zu. Ein höhnisches Gelächter ertönte aus dem Dickicht. „Wie ich darangekommen bin, ist letztlich egal. Der Stab ist meiner. Ich bestimme wo es lang geht. Nicht mehr König Vaughn. Und Ihr, Herrin der Kriegerinnen, werdet Euch ebenfalls damit abfinden müssen. Mir gehört die Macht im Land der weißen Drachen und im Elb-Gebirge.“
Tara verstand mit einem Mal, warum König Vaughn dringend um ihren Beistand ersuchte. Ihre Wut ihm nicht rechtzeitig zu Hilfe geeilt zu sein, war grenzenlos. Was sollte sie tun? Mit dem Zauberstab der Elfen-Königin war der Zwerg unbesiegbar. Keiner ihrer Kriegerinnen würde ihn angreifen. Seine Drohung sie auf ewig in Unfreie zu verwandeln, hielt sie alle in Zaum.
„Was verlangst du von uns?“, Tara war nicht bereit aufzugeben. Der König erwartete ihre Hilfe. Sie würde sich von diesem unsäglichen Wicht nicht aufhalten lassen. Das stand für sie fest. Der Wicht lachte: „Löse das Rätsel; Herrin. Dann werde ich dir den Weg freigeben.“
„Welches Rätsel?“ Die beiden Frauen sahen sich verblüfft an.
Wieder schallte das Gemecker des Zwergs durch den Wald. „Das gleiche Rätsel, das ich König Vaughn gestellt habe. Es ist im Grunde sehr einfach. Ich habe den Zauberstab und damit die Macht. Findet einen Weg mir diese Macht zu nehmen. Es ist egal, ob zuerst der König diesen Weg findet oder ihr Herrin. Findet die Lösung, sonst bin ich auf alle Zeiten das mächtigste Wesen auf dieser Erde.“
„Du meinst wir sollen einen Weg finden, dir den Zauberstab wegzunehmen?“, Zykyma sah den kleinen Mann mit gerunzelter Stirn an.
„Das würdest du nicht schaffen, Schätzchen. Ich lasse den Stab nicht einen Moment aus den Augen. Nein, des Rätsels Lösung ist eine andere.“
„Selbst du musst einmal schlafen, du Unhold. Dann werden die Kriegerinnen der Amazonen über dich kommen. Wir werden dir den Stab entreißen.“
Der Zwerg schüttelte sich vor Lachen. „Versuch es! Du wirst schon sehen, was du davon hast.“ Er hüpfte freudig von einem Bein auf das andere, summte dabei eine merkwürdige Melodie. Dann blickte er auf, sah Tara direkt in die Augen: „Nein, Herrin. Wenn du diesen Weg versuchst, wird er dich und die Deinen in den Tod führen. Glaube mir. Finde einen besseren Weg. Gewalt ist nicht die Lösung.“ Er drehte sich um, verschwand im Dunkeln des Waldes. Nur sein höhnisches Gelächter blieb lange bei ihnen zurück.

Tara saß mit ihren Kriegerinnen und Nada, der Priesterin zusammen. Vergeblich versuchten sie eine Lösung des Problems zu finden. Nur wenige, wie Zykyma bevorzugten eine gewalttätige Lösung. Die Angst vor der Macht des Zauberstabs war zu groß. Allerdings konnte sich Tara genauso wenig für die zweite Partei erwärmen, die vorschlug zurück ins Elb-Gebirge zu gehen, um dort auf den Ausgang der Geschichte zu warten. Darauf hoffend, es würde für alle ein gutes Ende nehmen. Das war nicht der Weg der Amazonen. Dieser Weg kam einer Unterwerfung gleich.
„Wenn wir das tun, hat dieser gemeine Zwerg gewonnen. Es ist gleichgültig, ob wir uns vor Angst in unserem Gebirge verkriechen oder beim Versuch ihm den Stab zu entwenden in Unfreie verwandelt werden. Das Endergebnis wird das Gleiche sein. Wir sind die Sklaven dieses Unholdes.“ Taras Rede sorgte für Unruhe unter den Kriegerinnen. Die meisten stimmten ihr allerdings bedingungslos zu.
„Was willst du tun?“, fragte Zykyma. „Wir sind König Vaughn keine Hilfe, wenn wir uns im Gebirge verbergen. Wenn wir bei dem Versuch diesem Unhold den Zauberstab zu entreißen, in der Sklaverei enden, sind wir es ebenso wenig.“
Die Priesterin stand auf, breitete ihre Arme aus, während sie mit weit hallender Stimme um Aufmerksamkeit bat: „Tara hat recht. Wir dürfen nicht aufgeben. Zykyma hat ebenfalls recht. Wir haben nur eine Möglichkeit. Wir müssen auf den Wicht hören.“
Empörte Rufe unterbrachen Nada. Diese ließ einen lauten Pfiff ertönen: „Ruhe! Hört mir zu! Der Zwerg sagte uns, wir müssten des Rätsels Lösung finden. Also gibt es eine Möglichkeit, ihn zu überwinden. Er sagte, Gewalt sei nicht die Lösung. Meine Freundinnen, Kriegerinnen! Besinnt Euch! Dies ist nicht die Zeit der Gewalt! Wir alle wissen, wir sind tapfer. Wir sind geschickt im Umgang mit unseren Waffen. Niemand konnte bisher das Heer der Amazonen besiegen. Dies ist aber nicht die Zeit des Kampfes. Heute sind unsere anderen Talente gefragt. Unser Verstand! Unsere Kreativität! Dieser Wicht denkt, er könnte uns an der Nase herumführen. Zeigen wir ihm, er irrt sich gewaltig!“
Lauter Beifall folgte auf Nadas Rede. „Nun geht, meine Freundinnen. Findet des Rätsels Lösung.“

Leise lächelnd trat Tara zu ihrer Priesterin. „Das war geschickt von dir, meine Liebe. Wir hätten viel länger als notwendig gestritten. Über Sinn und Unsinn von Angriff oder Rückzug. Stattdessen hast du ihnen eine Aufgabe gegeben, die sie lange beschäftigen wird. Was denkst du, wie lautet des Rätsels Lösung?“
Die Priesterin zuckte mit den Schultern. „Das Herrin, wissen nur die Göttinnen. Ich werde zu ihnen gehen und um ihren Beistand flehen.“
Zweifelnd sah Tara ihrer Priesterin hinterher. Wenn die Göttinnen ihnen gewogen wären, dann hätten sie niemals zugelassen, den Zauberstab der Elfenkönigin in die Hände dieses widerlichen Zwergs zu geben.
Sie setzte sich neben Arax, ein Geschenk König Vaughns, auf den Boden. Sanft strich sie über die Nüstern des Hengstes, der ihr über die Schulter sah, als verstünde er ihre Not. Tara seufzte. Ihr Herz sehnte sich nach dem König. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm zur Seite zu stehen. Wie mochte die Lösung des Rätsels aussehen? Keine Gewalt! Soviel stand fest. Was dann? Wie konnte man dem Zwerg den Zauberstab heimlich entwenden? Der Zwerg besaß die uneingeschränkte Macht. Der Stab verhinderte erfolgreich Müdigkeit, Nachlässigkeit, Schwäche. Was war zu tun?
Tara erwachte am nächsten Morgen zwischen den Hufen ihres Hengstes Arax. Dieser senkte seinen Kopf mit der wunderschönen weißen Mähne, küsste sie wach. Tara schlang ihre Arme um den Hals des Tieres, bedankte sich leise für seine Umsicht. Sie richtete sich auf, blickte über das Lager ihrer Kriegerinnen. Die Stille über dem Lager zeugte von Ruhe und Frieden. Die Amazonen schliefen selig. Nur die beiden Wächterinnen, die das Lager vor nächtlichen Übergriffen warnen sollten, winkten ihrer Herrin zu. Tara erwiderte den Gruß. Sie fühlte sich unausgeschlafen, erschöpft. Ihr Schlaf war traumlos gewesen. Einer Lösung des Rätsels war sie nicht nähergekommen. Seufzend stand sie auf.
Sie musste ein weiteres Mal mit diesem Wicht reden. So widerlich er war. Sie brauchte mehr Informationen. Er musste ihr zumindest einen kleinen Hinweis geben.
Der Zwerg saß im Baum. Er schien auf sie gewartet zu haben. Sein meckerndes Lachen ertönte, als Tara sich ihm näherte.
„Nun, Herrin der Amazonen, hast du die Lösung des Rätsels gefunden?“
Tara schüttelte den Kopf. „Nein. Du und ich, wir beide wissen, ohne einen Hinweis von dir, in welcher Richtung wir nach der Lösung suchen müssen, ist es unmöglich, das Rätsel zu lösen. Du sagst Gewalt ist keine Lösung. Das akzeptiere ich. Allerdings verstehe ich nicht, wieso es dir, obwohl du das weißt, Angst macht, wenn du mir einen kleinen Hinweis gibst.“
Der kleine Mann blitzte sie böse an: „Ich habe keine Angst.“
„Dann beweis es mir. Gib mir einen Rat, wo ich nach der Lösung suchen muss. Ein Rat, ein Hinweis ist nicht viel. Es sei denn, du hast Angst.“
Ein höhnisches Kichern entwich dem Zwerg: „Du bist gut Herrin, wirklich gut. Du denkst, wen du mich provozierst, dann werde ich schwach, sage dir, was du wissen willst.“ Tara war enttäuscht, weil er sie so schnell durchschaute. Was war denn los mit ihr? Der König verlies sich auf sie. Auf ihre Stärke, ihre Weisheit. Es war als wären diese nicht mehr vorhanden. Sie stand hilflos vor dieser Missgeburt, enttäuschte den König ein weiteres Mal.
„Also gut, Herrin. Ich will mal nicht so sein. Hier ist dein Hinweis.“ Überrascht sah Tara dem Zwerg in die Augen.
„Woher kommt dein Sinneswandel?“, fragte sie zweifelnd.
Wieder ertönte das schaurige Kichern: „Weil ich es kann, Herrin. Weil ich es kann. Willst du den Hinweis hören oder nicht?“
Entschlossen nickte Tara. „Dann höre, Herrin. Gewalt ist nicht die Lösung. Der Verstand ist nicht die Lösung.“
Tara starrte ihn an. Das machte keinen Sinn. Allein der Verstand unterschied den Menschen vom Tier. Der Verstand war den Menschen von den Göttinnen gegeben worden. Mit seiner Weisheit regierte der König das Land der weißen Drachen. Allein ihre Intelligenz, ihr strategischen Denken machte sie zur Herrin der Amazonen-Kriegerinnen.
Tage vergingen. Die Amazonen wurden ungeduldig. Niemand konnte das Rätsel lösen. Es gab keinen Fortschritt. Der Zwerg verweigerte jede weitere Hilfe. Tara war verzweifelt. Sie erinnerte sich wie König Vaughn, ihr den Hengst überreichte. Heute würde er dies nicht mehr tun. Sie war davon überzeugt, er wäre bitterlich enttäuscht von ihr. Dieser Wicht verhinderte jede Zusammenkunft zwischen den Kriegerinnen und dem Land der weißen Drachen. Der Hengst schien ihren Gemütszustand zu verstehen. Sanft wandte er seinen Kopf zu ihr hin, blies seinen Atem in ihren Nacken. Tara schlang die Arme um das Pferd.
In dieser Nacht träumte sie davon mit Arax über diese lästige Sperre zu fliegen, weit außer Reichweite des biestigen Zwerges und seines Zauberstabes. Sie schwebte über die Felsformationen der weißen Drachen, bis sie unbeschadet mit Arax im Thronsaal des Königs landete.
Der König sprang von seinem Thron auf, rannte auf Tara und Arax zu, nahm die Herrin der Amazonen voller Freude in die Arme und dann… Er küsste Tara voller Leidenschaft. Diese erwiderte seinen Kuss wie selbstverständlich. „Ich habe dich so sehr vermisst, Tara. Ich dachte, ich würde dich in diesem Leben nicht wiedersehen. Ich liebe dich, Tara. Ohne dich war mein Leben so einsam, so grau, so schwer. Du bringst mir die Freude, das Glück zurück.“
Tara schmiegte sich in seine Umarmung: „Ich liebe dich ebenso, mein König. Du bis mein Herz, meine Sonne, meine Seele. Ohne dich atme ich nur. Mit dir lebe ich.“
Nach und nach kamen die Bewohner des Landes der weißen Drachen zusammen. Alle freuten sich die Herrin der Amazonen begrüßen zu können. Alle versicherten ihr, ihre Liebe. Jeder fragte wann die Kriegerinnen der Amazonen wieder zu Besuch kommen würden. Man vermisse diese. Die Welt ohne die heldenhaften Frauen sei ärmer. Tara versprach ihre Kriegerinnen zu holen. Der König indes wollte sie nicht gehen lassen: „Bleib!“, bat er sie. „Schick einen Boten. Vielleicht wissen Sie es schon. Die Macht unserer vereinten Liebe wird sie wissen lassen, wie sehr man sie hier vermisst.“
Tara riss die Augen auf, weil jemand laut ihren Namen rief. Zykyma stand vor ihr: „Tara, wir müssen etwas unternehmen. So geh es nicht mehr weiter. Die Frauen werden unruhig. Viele von ihnen haben Freunde, Familie im Land der weißen Drachen. Sie haben Sehnsucht nach ihren Lieben.“
Tara nickte entschlossen. Sie richtete ihre Kleider, sah jeder ihrer Kriegerinnen ins Gesicht, bevor sie zu sprechen begann: „Wir reden ein letztes Mal mit dem Zwerg. Wenn es sein muss, flehen wir ihn auf Knien an, uns zu den Menschen zu lassen, die wir lieben. Niemand wird uns auf Dauer voneinander trennen. Wenn wir ihm eindringlich schildern, wie sehr wir die Menschen dort vermissen, wie sehr wie sie lieben, muss er ein Einsehen haben.
Gemeinsam mit ihren Kriegerinnen machte sich Tara auf den Weg zu dem Zwerg. Dort erwartete sie eine Überraschung. Der kleine Mann war verschwunden. Der Baum, der tagelang den Zugang zum Land der weißen Drachen versperrte lag auf der Seite. Stattdessen stürmten in diesem Moment König Vaughn mit seinen Untertanen den Weg entlang.
„Tara!“, schrie der König freudig. Er sprang im vollem Galopp von seinem Pferd, als er ihrer ansichtig wurde. Für Tara gab es kein Halten mehr. Sie rannte auf den Herrscher zu, warf sich in seine Arme. Für eine lange Zeit gab es nur sie beide, Tara und Vaughn.
„Ihr habt also das Rätsel gelöst,“ drang irgendwann eine melodische Stimme in das Bewusstsein der beiden Liebenden. Die Elfenkönigin stand auf dem Baumstamm. Tara und Vaughn lösten sich voneinander. Beide blickten verdutzt auf das zierliche Wesen.
„Wir verstehen nicht,“ Tara sah Hilfe suchend auf den König. Dieser war ebenso sprachlos wie sie. Die Elfenkönigin lachte: „Des Rätsels Lösung ist die Macht der Liebe, meine Kinder.“
Tara sah sich um. Überall lagen sich Freunde und Familienmitglieder in den Armen, freuten sich die lange Zeit der Trennung gesund überstanden zu haben. Überall sah man die Liebe in den Augen der Menschen, die diese füreinander fühlten.
Die Elfenkönigin lächelte: „Seht her meine Kinder. Seit Jahren kennt ihr nur die Jagd nach Macht und Geld. Ihr führt Kriege gegen alles und jeden. Ihr zerstört den Lebensraum der Tiere, fällt die Bäume. Euer Lebensziel ist es mehr und mehr zu bekommen. Das konnte nicht länger gutgehen. Ich musste Euch zeigen, ihr jagt den falschen Dingen nach, Ihr zerstört nach und nach Eure Welt, Eure Leben. Ich musste euch begreiflich machen, es gibt Wichtigeres auf dieser Erde. Ihr hattet Euch aus den Augen verloren, Eure Liebe zueinander vergessen.“
„Du warst der Zwerg?“, fragte Tara mit großen Augen. „Du hast das alles in Gang gesetzt?“ Die Elfenkönigin nickte lächelnd.
„Was wäre dein Plan gewesen, wenn wir das Rätsel nicht gelöst hätten?“, fragte der König mit Entsetzen in seiner Stimme.
„Dann Majestät, wäret ihr es nicht wert gewesen, gerettet zu werden.“
© 2014 VisCom Kontaktieren Sie mich